, ,

Coronavirus: Populismus nützt niemanden: Wir müssen die richtigen Fragen stellen!

Letzte Woche wurde in der Rheinpfalz ein Artikel veröffentlicht, der die Forderung der CDU noch einem Wechselsystem an Schulen beschreibt und dies unter anderem mit Massentestungen an der Carolina Burger RS und der IGSLO begründet.

Dem möchten wir entgegnen. Zum einen fanden in den Schulen Testungen statt, jedoch wurde nicht die ganze Schule getestet, wie das in dem Artikel suggeriert wurde. Darüber wären die Lehrer zwar froh gewesen, dennoch entspricht es nicht der Wahrheit. Tatsache ist, dass in den Schulen fast nicht mehr nachverfolgt wird und nur die direkten Sitznachbarn überhaupt dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Die Lehrer unterschreiben, dass sie sich an die geltenden Hygienevorschriften gehalten haben und gehen danach ungetestet sofort wieder in den Unterricht. Nur wenn Symptome auftauchen oder die CoronaApp rot wird, wird überhaupt getestet oder in Quarantäne geschickt.

Durch diese Vorgehensweise sind statistisch gesehen natürlich weder Lehrer krank noch stecken sich Schüler in der Schule an und die politische Aussage, dass Schulen sichere Orte seien, wird scheinbar bestätigt.

Tatsache ist aber, dass schon die Raumgröße, die in der Schulbaurichtlinie festgelegt wird, einen normalen Klassenraum auf 60qm beschränkt und dass in einem solchen 30 Schüler plus Lehrer, möglicherweise noch Integrationshelfer oder zusätzliche Förderlehrer (und evtl. noch bauliche Einrichtungen wie Kleiderständer oder Regale) rein rechnerisch schon nicht den geforderter Abstand von 1,5m einhalten können, sogar wenn alle Personen bewegungslos stehen würden, was natürlich mit quirligen Kindern nicht zu machen ist.

Aus diesem Grund fordern sowohl die Lehrer, als auch zunehmend die Schülervertretungen schon seit einiger Zeit das Szenario 2, welchen von der Landesregierung eigentlich ab einer Inzidenz von 50 gefahren werden sollte (zumindest laut der Aussagen nach den Sommerferien). Alle Schulen haben solche Szenarien für ihre Schüler passgenau ausgearbeitet und können diese sofort umsetzen.

Tatsache ist, dass die ADD als verlängerter Arm des Bildungsministeriums diese Bitte der Schulleitungen abschmettert und verbietet: Die Schulen DÜRFEN NICHT ins Szenario 2 wechseln. Weder die Stadt noch die Schulleitungen können da etwas ändern. Insofern ist es populistisch, einer Fraktion hier die Plattform zu bieten, etwas zu fordern, das allgemeiner Konsenz der Betroffenen ist, aber an dieser Stelle nicht geändert werden kann.

Weit sinnvoller wäre es, Fragen zu stellen nach dem Ausbauzustand der Schulen: Inwiefern sind diese denn gerüstet für ein Wechselmodell mit digitalem Unterricht oder sogar einer weiteren Phase des Homeschoolings? Hat bereits jeder Lehrer und jeder Schüler Zugang zu einem internetfähigen Gerät und eine Datenflatrate zum Arbeiten? Gibt es geeignete Videoarbeitsplätze für die Lehrer, um anspruchsvollen Unterricht online gestalten zu können? Welche Apps und Programme dürfen und sollen die Lehrer nutzen, um mit den Kindern in Kontakt zu bleiben und negative Aspekte des Homeschoolings abzufangen, soweit möglich? Das sind dir Fragen, die man stellen muss, um als Stadt ein zukunftsfähiges Konzept aufzustellen, damit Bildung auch in pandemischen Zeiten gelingen kann.

Sinnlose populistische Forderungen nützen da gar nichts, sie gießen nur Öl in die Wogen und erinnern schmerzhaft an amerikanische Verhältnisse und deutsche Schmutzpresse, während ernsthafter Journalismus die Fragen stellt, um die es geht: Was können wir jetzt tun, um zukunftsfähig zu werden?