Bliesfestival ist ausdiskutiert
Im Kulturausschuss ginge es am 29. September 2021 wieder mal um das Bliesfestival. Nesrin Akpinar aus unserer Fraktion war im übrigen die einzige, die persönlich auf dem Festival war. Alle anderen Kritiker hatten sich noch nicht mal die Mühe gemacht, sich ein eigenes Bild zu machen. Den ausführlichen Beitrag aus der Rheinpfalz anbei.
Hier der Bericht im „Mannheimer Morgen“ vom 30. September 2021:
KULTURAUSSCHUSS: Energische Diskussion über die Frage, ob die im Vorfeld umstrittene Party eine Neuauflage erfahren sollte
Blies-Festival: Imagegewinn oder Geldverschwendung?
Ludwigshafen. Das Technofestival am Blies-See, das bereits für Gesprächsstoff sorgte, als es noch gar nicht stattgefunden hatte, erhitzt auch vier Wochen nach seiner Austragung die Gemüter im Ludwigshafener Kulturausschuss. Dabei ging es am Mittwoch im Wesentlichen gar nicht um die seltsamen Wege, die das Geld nahm, das von der Stadt an die Organisatoren geflossen ist (wir berichteten), sondern um die Frage, wie transparent die Kulturdezernentin Cornelia Reifenberg (CDU) ist, wenn es um die Planung von Veranstaltungen geht. Da gibt es innerhalb des Gremiums durchaus verschiedene Auffassungen, wie sich zeigen sollte. Vor allem die Vertreter der SPD-Fraktion sind komplett anderer Ansicht als Bürgermeisterin Reifenberg.
Da wäre etwa Eleonore Hefner, die festhalten wollte, dass die Fragezeichen, die sich mit dem Festival verbinden, nicht ausgeräumt seien. Der Ausschuss sei in keine Beratungen einbezogen worden. Grundsätzlich seien neue Formate ja zu begrüßen, aber es müsse eben diskutiert werden, welche Art von Kultursommer-Veranstaltungen man in Ludwigshafen haben wolle. In diesem Falle gehe es um ein von außen eingekauftes Festival.
Cornelia Reifenberg bemühte sich, die Veranstaltung als absolute Bereicherung für das Image der Stadt darzustellen. 1700 schnell verkaufte Tickets, zwölf Stunden elektronische Musik, viel positive Resonanz und Leserbriefe zeugten davon. Die Projektgruppe Blies sei mit großem Engagement, Lust und guter Laune dabei gewesen. Inhaltlich habe man Diversität gezeigt und Nachhaltigkeit – beispielsweise bei der Müllvermeidung – bewiesen. An den Plattentellern hätten junge Frauen genauso gestanden wie Männer, und viele unterschiedliche Nationen seien unter den Besuchern gewesen. Das Festival habe den Erwartungen entsprochen. Sie könne sich eine weitere Auflage gut vorstellen. Das könne zur Attraktivität der Stadt beitragen.
Abrechnung noch nicht gemacht
Dieses ausnahmslos positive Fazit hinterfragte Gisela Witt (Grüne), indem sie ausdrückte, dass die Bilanz doch schwammig sei, wenn man nicht wisse, was es gekostet hat. Erst dann könne man sagen, ob das Festival erfolgreich war. Bernhard Wadle-Rohe (Die Linke) ging noch weiter: Es habe sich um eine „kulturelle Bespaßung einer absoluten Minderheit“ gehandelt, sagte er. Die Durchführung sei katastrophal gewesen. Sogar die Getränke seien zwischenzeitlich ausgegangen. Alles, was nicht gut gewesen sei, werde einfach auf Corona geschoben, sagte er.
Raik Dreher findet’s super
Die positiven Signale bezüglich einer weiteren Chance für das Festival, die sich Reifenberg wünschte, kamen in Person Raik Dreher (Grünes Forum und Piraten), der die Verwaltung für die Veranstaltung sehr lobte und die Bedenken der SPD als kleinbürgerlich abtat. Dass Geld für die Veranstaltung über ein Konto floss, auf das der Sohn der Bürgermeisterin und Veranstalterin Zugriff hatte, war für Dreher zweitrangig. Das ganze Thema sei ja nur so groß geworden, weil der „Mannheimer Morgen“ über eben diesen Umstand berichtet habe. Er sei doch nicht die Qualitätskontrolle, sagte er in Richtung der Kritiker des Blies-Festivals.
Monika Kleinschnitger (Grüne) wollte ihm da widersprechen. „Welche Kultur wollen wir?“, fragte sie. Diese Frage stehe im Zentrum. Kleinschnitger hätte sich mehr Informationen von der Verwaltung gewünscht. Die Mitglieder des Kulturausschusses seien Fachleute. So sehe sie ihre Aufgabe.
Reifenberg hatte zu diesem Kritikpunkt schon vorher gesagt, dass es völlig unüblich sei, dass der Ausschuss bei der Planung von Programmen einbezogen werde. Das sei eine originäre Aufgabe der Verwaltung. Sie räumte beim Blies-Festival einen holprigen Start ein. Das habe mit den Corona-Verordnungen zu tun gehabt. Immer wieder betonte sie den kurzen Zeitraum, der zur Verfügung gestanden habe. Bei einer vorangegangen Sitzung hatte sie hingegen eingeräumt, dass schon im Dezember 2020 erste Zahlungen an die Organisatoren gegangen seien. Der Kulturausschuss war erstmals im Februar 2021 in aller Kürze informiert worden. Am Mittwoch rechnete Reifenberg damit, dass das Budget von 90 000 Euro für das Festival eingehalten werden könne. Vor allem die Fraktionen links der Mitte wünschten sich, dass bei solchen Summen die freie Kulturszene nicht zu kurz kommt.