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IGS: Nachfrage höher als das Angebot

Unser Antrag im Schulträgerausschuss bezüglich einer benötigten vierten Integrierten Gesamtschule führte zu einer ausgiebigen Diskussion im Ausschuss und fand ein breites Echo in der Presse. Deswegen hier der ausführliche Artikel aus der Rheinpfalz:

„Nachfrage höher als das Angebot“

Stadt soll Einrichtung einer vierten Integrierten Gesamtschule prüfen – ADD sieht aktuell keinen Bedarf

Von Eva Briechle

Wird in den kommenden Jahren eine neue Realschule plus oder eine neue Integrierte Gesamtschule in Ludwigshafen gebaut? Geklärt ist das noch längst nicht. Zumindest einen eindeutigen Beschluss haben die Ludwigshafener Politiker aber schon heute gefasst.

Dass es im Neubaugebiet Heinrich-Pesch-Siedlung, das in den kommenden Jahren sukzessive entstehen wird, auch zwei neue Schulen geben soll, ist seit Längerem klar – eine Grundschule und eine Realschule plus, hieß es bisher seitens der Stadtverwaltung. Hinterfragt wird diese Festlegung jedoch seitens der Stadtratsfraktion Grünes Forum und Piraten, die im Schulträgerausschuss deshalb beantragte, zu prüfen, ob eine vierte Integrierte Gesamtschule (IGS) auf dem neuen Gebiet der Heinrich-Pesch-Siedlung erforderlich ist.Für die Errichtung einer vierten IGS in Ludwigshafen spricht aus Sicht des Forums, das diese Schulform die niedrigsten Abbrecherquoten aufweise. Ferner handele es sich standardmäßig um Schwerpunktschulen mit Ganztagsunterricht – welcher auch seitens des Landes propagiert werde. „Zudem unterstützen pädagogische Fachkräfte an IGSen. Das bedeutet weniger Ausfall, mehr Förderung, insbesondere für Kinder mit besonderen Bedarfen, die wir in Ludwigshafen überdurchschnittlich oft beschulen.“ Nicht zuletzt gebe es durchgängig hohe Anmeldezahlen an IGSen, viel zu häufig erhielten jedoch Kinder dort jedoch keinen Platz, argumentierte Sandra Schwab.

Nachgefragt hatte das Forum vor diesem Hintergrund bei der Stadtverwaltung, wie hoch die Ablehnungszahlen an den drei existierenden Integrierten Gesamtschulen in den vergangenen Jahren waren. Ergebnis: Die IGS Gartenstadt, die standardmäßig 112 Kinder pro Schuljahr neu aufnimmt, musste dieses Jahr 95 Anmeldungen ablehnen (2021/22: 85, 2020/2021: 81). Die Igslo in Oggersheim hat 168 Plätze pro Schuljahr zur Verfügung und musste für das laufende Schuljahr 48 Kindern absagen (40, 49), die IGS Edigheim lehnte bei 112 verfügbaren Plätzen insgesamt 110 Anmeldungen ab (113, 89).

„Auch City-West entsteht“Dass es bisher hieß, in der neuen Pesch-Siedlung werde eine Realschule plus angestrebt, liege daran, dass bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) auf Basis der bisher vorliegenden Daten die Auffassung herrsche, die erwarteten Schülerzahlen reichten nicht aus, um in Ludwigshafen eine weitere Oberstufe einzurichten, erklärte Schuldezernentin Cornelia Reifenberg (CDU).Das Forum argumentiert an dieser Stelle, dass prognostizierte Schülerzahlen immer mit Unwägbarkeiten einhergingen, und auch die SPD bat darum, den Blick zu weiten. „Wir fordern schon lange eine vierte IGS, weil die Nachfrage höher ist als das Angebot“, sagte Anke Simon. Neben der Pesch-Siedlung, entstehe in den kommenden Jahren zudem auch noch die neue City-West, was die Anzahl der Schüler entsprechend beeinflussen könne.

Insgesamt sprachen sich alle Fraktionen dafür aus, bei einer Perspektive von fünf bis zehn Jahren gut hinzuschauen, der Antrag von Forum und Piraten wurde einstimmig angenommen. Die Stadtverwaltung ist somit beauftragt zu prüfen, ob eine vierte IGS auf dem Gebiet der Pesch-Siedlung erforderlich ist und soll die dafür notwendigen Gespräche mit der ADD führen.

Einzig Monika Kleinschnitger von den Grünen im Rat gab zu bedenken, dass man auch die bestehenden Schulen, insbesondere die existierenden Oberstufen, im Blick haben sollte. So kämpfe etwa das Mundenheimer Heinrich-Böll-Gymnasium, das zum kommenden Schuljahr sein bisheriges G8-Konzept mit verkürzter Schulzeit auslaufen lässt und wieder zum traditionellen G9-Gymnasium wird, mehr oder weniger ums Überleben. „Die fünfte Klasse ist dort derzeit nur zweizügig. Es sind aber mindestens drei oder vier Eingangsklassen nötig, damit am Ende eine Oberstufe gewährleistet werden kann.“ Auch solche Fakten seien zu berücksichtigen, wenn es um die Frage nach einer vierten IGS in Ludwigshafen geht.

Insgesamt werden im laufenden Schuljahr 30.134 Schüler an öffentlichen Schulen unterrichtet. Das sind nach Angaben der Stadt 221 Schüler mehr als im Vorjahr. An den allgemeinbildenden Schulen drücken derzeit 19.543 Kinder- und Jugendliche die Schulbank (+409). Besonders groß ist der Zuwachs dabei an den Grundschulen, wo derzeit 7228 Schüler unterrichtet werden (+302). Zum Vergleich: 3551 Schüler besuchen eine Realschule plus (+81), 4738 Schüler ein Gymnasium (-25).

Einen deutlichen Rückgang der Schülerzahlen gibt es indes bei den Berufsbildenden Schulen, die aktuell 10.591 junge Menschen besuchen (-188). Die detaillierte Verteilung gestaltet sich dabei wie folgt: Berufsschule 7802 (-156), Berufsfachschule 1107 (+62), Berufsoberschule 118 (-2), Duale Berufsschule 55 (+34), Berufliches Gymnasium 598 (-9), Fachschule 911 (-117).

 

Quelle: Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Ludwigshafen vom 16.11.2022