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Ein Oldtimer kehrt zurück

Der in Friesenheim gebaute Champion 500 G wird öffentlich ausgestellt – Besitzer sucht Zeitzeugen

Von Saskia Helfenfinger-Jeck

Er kehrt in wenigen Tagen zurück: der Champion 500 G, ein fast vergessenes Kapitel Ludwigshafener Stadt- und Industriegeschichte.

Auch wenn der Termin für die Rückkehr in seine Heimatstadt Ludwigshafen und die Örtlichkeit noch nicht final feststehen, so ist die Vorfreude bei den Oldtimerfreunden groß. Der Champion 500 G ist eine ganz besondere Rarität, wurde er doch nur in geringer Stückzahl in Friesenheim produziert und ist mutmaßlich das letzte fahrbereite Exemplar weltweit. Zwei weitere, allerdings restaurierungsbedürftige Oldtimer sollen sich aktuell im Besitz eines englischen Kleinwagen-Sammlers befinden.
Ob und wie lange er in Ludwigshafen bleiben wird, das ist offen. „Wir planen, ihn um am 21. oder 22. August nach Ludwigshafen zu holen, suchen hierzu auch noch ein Schaufenster, wo der Champion bewundert werden kann“, sagt Oldtimer-Experte, Journalist und Autor Christian Steiger, gebürtiger Ludwigshafener und mittlerweile in Hamburg zuhause.

Steiger brachte den Stein überhaupt erst ins Rollen. Eigentümer des Champion 500 G ist der Berliner Burkhard Steins, ein Oldtimerhändler. In der Bundeshauptstadt ist das Ludwigshafener Schmuckstück derzeit noch inmitten von weiteren Raritäten geparkt. Lokale Unterstützung macht die Rückkehr jetzt möglich.

Drei Oldtimer-Freaks aus der Region hatten den Beitrag in der RHEINPFALZ Anfang Juli gelesen, Kontakt zu Steiger aufgenommen und werden den Transport jetzt finanzieren: Mathias Berkel, Unternehmer aus Rheingönheim und Inhaber von Berkel Alkoholhandel, sowie Speditionsunternehmer Christian Wahl aus Limburgerhof kümmern sich um den Logistik-Part, während Raik Dreher, Chef der Stadtratsfraktion Grünes Forum/Piraten, 500 Euro für die Rückkehr des Champion beigesteuert hat.

„Alle Beteiligten haben eine Gemeinsamkeit: Interesse an Automobil- und Industriegeschichte und Begeisterung für das Auftauchen dieses besonderen Artefakts“, unterstreicht Steiger. Den Champion zurück nach Ludwigshafen zu holen, dafür haben die Oldtimerfreunde in den vergangenen Wochen zusammen alle Hebel in Bewegung gesetzt.

Um der Rückkehr einen würdigen Rahmen zu verleihen, sucht Steiger derzeit nach Zeitzeugen, nach Fotos und Dokumenten rund um die Geschichte der Rheinischen Automobil Fabrik in Ludwigshafen, die den Champion 500 G in der Industriestraße baute. „Gibt es noch frühere Mitarbeiter oder womöglich ihre Kinder, die sich erinnern können, wie der Vater in Friesenheim Autos baute? Gibt es alte Fotos und Schriftstücke? Und leben in der Region womöglich noch Nachkommen der beiden Firmengründer Hermann Hennhöfer und Josef Uttenthaler, die vom kühnen Wirtschaftswunder-Projekt ihrer Verwandten erzählen könnten?“, fragt Steiger.

Der Champion, der nun nach Ludwigshafen zurückkehren wird, hat viel von der Welt gesehen. 1954 kam er zur Internationalen Automobilmesse nach Neuseeland. „Dort wurde er nie verkauft und sollte an sich wieder abgeholt werden“, berichtet Steins. Doch die Kosten dafür entpuppten sich als zu hoch, so dass er in den folgenden Jahren ein Schattendasein am anderen Ende der Welt fristete. Ein Deutscher schließlich habe ihn in einem restaurierungswürdigen Zustand erworben und wieder zurück in sein Heimatland gebracht. Steins hat ihn vor einiger Zeit aus einer liquidierten Brandenburger Kleinwagen-Sammlung gekauft. 39.500 Euro will er für das Liebhaberstück, doch zwangsläufig verkaufen muss er ihn nicht.

Beim Champion 500, 1954 in Friesenheim produziert, handelt es sich um eine Kombi-Version des Wirtschaftswunderautos Champion 400, einem Kleinwagen in Cabrio-Limousinen-Bauweise, der allerdings nur ein Zweisitzer war. Somit also nichts für Familien und auch nicht geeignet für ausgiebige Shopping-Touren.

Um all den Wünschen nach mehr Platz Rechnung zu tragen, wurde das Fahrgestell verlängert. Dafür verband man eine von Stellmachern handgearbeitete Holzkarosserie mit dem unveränderten Vorderteil des 400ers. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Produktion des Champion 500 schlicht zu aufwändig und zu teuer war und so wurde diese alsbald eingestellt.

Der Großteil der gebauten Champions 500 ist längst von der Bildfläche verschwunden. Der Champion, der nach Ludwigshafen zurückkehren wird, könnte der Letzte seiner Art sein.

KONTAKT

Zeitzeugen der „Rheinischen Automobilfabrik“, aber auch Personen, die eine geeignete Örtlichkeit, zum Beispiel ein Schaufenster, zur Präsentation des Champion 500 haben, können sich mit Christian Steiger in Verbindung setzen: Telefon: 0171-5300083, Mail: champion_in_lu@t-online.de.

Quelle: Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Ludwigshafen vom 16. August 2023